ERCP bei Gallengangsstenosen

Wie schon in dem Kapitel Choledocholithiasis erwähnt, verwenden wir Plastikstents, um die Gallengänge vor erneuten Steinabgängen bei Konkrementen in der Gallenblase zu schützen. Als weitere Indikationen ergeben sich unklare Gallengangsstenosen, womit Engstellen der extra- oder intrahepatischen Gallenwege bezeichnet werden. Die können eine gut- oder bösartige Genese haben.

Als gutartige – benigne – Ursache kommen am häufigsten reaktiven Stenosen im Rahmen einer chronischen Choledocholithiasis mit wiederkehrenden Entzündungen der Gallenwege oder Bauchspeicheldrüse vor. Ausserdem können sich postoperative Engstellen nach Entfernung der Gallenblase oder Lebertransplantation bilden, weiterhin kommen eine Bestrahlung und primär sklerosierende Cholangitis – PSC - als Auslöser in Frage.

Immer muss eine bösartige – maligne – Genese ausgeschlossen werden, wobei hier typischerweise das Gallengangs- und das Pankreaskarzinom zu nennen wären. Im angefügten Bild kann man gut die Nähe von einem Pankreastumor und Gallengang erkennen und leicht nachvollziehen, warum das Pankreaskarzinom der häufigste Auslöser einer bösartigen Gallengangsstenose ist. Ebenso können Fernabsiedlungen anderer Tumore oder Lymphknotenmetastasen die Gallenwege infiltrieren oder komprimieren und damit verstopfen.

Mittels ERCP und Spyglass-Cholangioskopie können die Gallenwege digital-hochauflösend visualisiert und eine Engstelle direkt unter Sicht biopsiert werden. Komplementierend führen wir in ausgewählten Fällen eine Endosonographie mit Feinnadelpunktion durch, um die diagnostische Genauigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig kann eine Therapie mittels Stenteinlage erfolgen, um den Galleabfluss zu sichern, sodass keine zweite Untersuchung notwendig ist. In dem Kapitel einfache und komplexe Stenteinlage möchten wir die verschiedenen Optionen diskutieren.