Gallensteine - Choledocholithiasis

Das Gallensteinleiden ist ein sehr häufiges Problem in der westlichen Kultur, das in den meisten Fällen asymptomatisch verläuft. Zumeist handelt es sich um Cholesterinsteine, die insbesondere bei fettreicher Ernährung entstehen und auf einem Ungleichgewicht von Gallensäuren und Cholesterin in der Gallenflüssigkeit beruhen. 10-25% der Steinträger können im Lebensverlauf Beschwerden entwickeln, wobei am häufigsten der Stein von der Gallenblase in den Gallengang  wandert. In diesem Rahmen kann es dann zu einer akuten Gallengangsentzündung und/oder Reizung der Bauchspeicheldrüse kommen. Da beide Erkrankungen einen schweren, gelegentlich sogar lebensbedrohlich Verlauf haben können, wird empfohlen, auch asymptomatische Steine im Gallengang endoskopisch mittels ERCP zu entfernen. Symptomfreie Konkremente in der Gallenblase können belassen werden.

Endosonographie ist die sensitivste Methode auch kleine Steinchen und Gries im Gallengang zu entdecken. Klinisch kommt es anfangs häufig zu unspezischen Magenbeschwerden, Völlegefühl und Übelkeit, im Verlauf können aber auch typische rechtsseitige Oberbauchkoliken, die allenfalls zur Schulter ausstrahlen, auftreten. Da wir in unserer Praxis die Möglichkeit anbieten, zusätzlich zur Endosonographie eine ERCP – Endoskopie der Gallenwege mit Kontrastmittel - durchzuführen, kann eine Steinentfernung ambulant und schonend während einer einzigen Sitzung erfolgen. Manchmal muss prophylaktisch ein schützendes Röhrchen in den Gallengang eingelegt werden, das dann in einer zweiten Sitzung – meistens nach erfolgter Gallenblasenentfernung – geborgen werden kann.

Bei sehr grossen oder multiplen Steinen gibt es mehrere Möglichkeiten, diese zu extrahieren und wir möchten hier gerne die verschiedenen Optionen diskutieren.  Als Standardverfahren zur Steinextraktion hat sich die Erweiterung der Gallengangsmündung im Dünndarm – endoskopische Papillotomie – bewährt. Bei grossen Steinen ist die Öffnung nach Papillotomie oft nicht weit genug, sodass die Steine nicht geborgen werden können. Nun gibt es mehrere Optionen, die aber alle ein mehr oder weniger erhöhtes Komplikationsrisiko haben, sodass unser Konzept entsprechend schonend und risikomindernd ausgerichtet wurde.

Die Papille kann mit der Papillotomie bis zu einem gewissen Grad eröffnet werden, da ansonsten das Risiko einer Perforation – Loch im Dünndarm - ansteigt. Diese Gefahr kann durch die Kombination mit einer Ballondilatation der Papille gemindert werden, aber die anatomische Weite des Gallenganges limitiert auch dieses Vorgehen. Als zusätzliche Massnahme bleibt in dieser Situation die mechanische Zerkleinerung des Steines mittels eines Metallkörbchens. Bei dieser Methode kann es zu Einklemmungen der Steine und möglichen Defekten des Körbchens kommen, gerade wenn es sich um sehr grosse Steine handelt.

Als Alternative bieten wir ein modernes, ultradünnes Endoskop – Spyglass Cholangioskop – an, welches durch das ERCP-Gerät direkt in den Gallengang vorgeschoben werden kann. Danach werden die Steine unter Sicht mittels elektrohydraulischer Stosswellen-Therapie gewebeschonend zerkleinert. Kleine Steinfragmente gehen in den meisten Fällen spontan ab. Zum Offenhalten der Papille legen wir in der Regel mindestens zwei Plastikstents in den Gallengang ein. Zum Schutz vor einer Gallengangsentzündung erhält jeder Patient eine antibiotische Therapie, sowie leitliniengerecht eine Pankreatitisprophylaxe. Die Cholangioskopie mittels Spyglass ist ein hochinnovatives Verfahren, das Bilder in HD-Qualität liefert und eine minimal-invasive Diagnostik, sowie risikoarme Therapie ermöglicht.

Ein besonders diskutiertes Thema sind Gallensteine bei schwangeren Patientinnen. Mittels Spyglass-Technologie können wir eine ERCP ohne Röntgenstrahlen durchführen. Wie bei der konventionellen ERCP wird der Gallengang mit einem Katheter aufgesucht und Galleflüssigkeit aspiriert, um die korrekte Lage zu bestätigen. Danach wird eine kleine Papillotomie durchgeführt und der Stein mittels Spyglass identifiziert und entfernt. Grundsätzlich kann diese Methode auch bei ausgewählten Patienten durchgeführt werden und wir bieten Ihnen diesen Service natürlich auf Wunsch gerne an. Hier ist eine Kostengutsprache bei der Krankenkasse notwendig.

In geübten Händen bietet das Spyglass weitere interessante Einsatzmöglichkeiten, wobei man zum Einen Steine in der Leber erreichen kann und zum Anderen ist es prädestiniert im Rahmen von transgastralen ERCP´s sogenannte „New Notes“ Eingriffe durchzuführen. Hierunter versteht man das Verlassen des Magens durch vorher speziell eingelegte transgastrale Stents in die Leber und das Pankreas, ohne dass dafür ein operatives Vorgehen mit Eröffnung der Bauchhöhle notwendig wäre.